Ist das Verwenden einer östrogenhaltigen Vaginalcreme ein Risiko bei Brustkrebs? 


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Ist das Verwenden einer östrogenhaltigen Vaginalcreme ein Risiko bei Brustkrebs? 

Beitragvon admin » Mo 5 Feb 2024 16:04

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Die meisten Frauen sind von einer Brustkrebsart betroffen, die abhängig von körpereigenen Hormonen wächst. Eine unterstützende antihormonelle Therapie blockiert die Bildung oder Wirkung der weiblichen Hormone und soll das Wachstum hormonempfindlicher Tumorzellen verhindern. Die Nebenwirkungen der Antihormontherapie ähneln den typischen Symptomen der Wechseljahre. Allerdings sind die Beschwerden häufig stärker ausgeprägt und können die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen. Bei bis zu einem Fünftel der betroffenen Frauen kommt es zu einem Schleimhautschwund der Scheide und äusseren Geschlechtsorgane. 

Durch einen anhaltenden Östrogenmangel wird die oberste Zellschicht des Haut- und Schleimhautgewebes im Genitalbereich dünner, trockener und verliert an Dehnbarkeit. Sogenannt atrophiertes Epithel ist anfälliger für Bakterien, sodass wiederkehrende Vaginal- und Harnwegsinfektionen entstehen können.  

Der vulvovaginale Gewebeschwund kann mit einem enormen Leidensdruck verbunden sein. Um das Rückfall- und Sterblichkeitsrisiko zu verringern, wird aktuell empfohlen, die Antihormontherapie standardmässig 5 Jahre und als erweiterte Therapie bis zu 10 Jahre anzuwenden. Daher müssen auftretende Nebenwirkungen behandelt werden. 

Frage einer Brustkrebspatientin ans Krebstelefon: 
Wie sicher ist eine vaginale Östrogentherapie bei Frauen mit Brustkrebs? 

Ich leide ständig an Blasenentzündung. Dagegen hat mir meine Frauenärztin vorbeugend eine hormonhaltige Vaginalcreme verschrieben, die ich aber bis jetzt noch nicht angewendet habe. 

 Vor 25 Jahren wurde bei mir ein hormonempfindlicher Brustkrebs diagnostiziert. Ich durchlief eine Operation, Chemotherapie sowie einige Bestrahlungen. Heute geht es mir gut. Wenn nur nicht diese Angst vor einem Rückfall wäre. Mit jeder frauenärztlichen Kontrolluntersuchung ist die Angst wieder zurück.   

Antwort von Cornelia Orelli, Fachberaterin Krebstelefon: 
Bei Versagen von nichthormonellen Massnahmen gegen Wechseljahrbeschwerden, welche die Harn- und Geschlechtsorgane betreffen, scheint die vaginale Hormonersatztherapie auch für Frauen mit Brustkrebs eine vertretbare Option zu sein.  

Das Risiko, frühzeitig an Brustkrebs zu sterben, ist bei vaginaler Hormonersatztherapie nicht erhöht; auch nicht bei Frauen mit hormonempfindlichem Brustkrebs. 

Bei örtlicher Anwendung kann der Hormonspiegel im Blut leicht ansteigen. Deshalb wurden Krebsregister ausgewertet, um zu prüfen, ob eine vaginale Östrogentherapie die Brustkrebs-Sterblichkeit erhöht. Die Auswertungen ergaben keinen Hinweis auf ein solches Risiko. Auch nicht die alleinige Auswertung von Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs.  

Ihre Bedenken sind nachvollziehbar und trotz aktueller Evidenz gerechtfertigt. Bitte verlangen Sie ein Aufklärungsgespräch mit Ihrer Frauenärztin oder holen Sie eine fachmedizinische Zweitmeinung ein. Wir sind kein medizinischer Dienst. Unsere Erläuterungen ersetzen nicht die individuelle Beratung durch eine Fachärztin oder einen Facharzt.  

Quellen 
  • McVicker L et al. Vaginal Estrogen Therapy Use and Survival in Females With Breast Cancer. JAMA Oncol 2023
  • HORMONSPEZIALISTEN, ein Angebot von © Besins Health Care Germany GmbH B

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